In unserer neuen Artikelreihe „Kindheit in Seiten” wollen wir euch über das kommende Jahr hinweg nach und nach unsere liebsten Bücher aus unserer Kindheit vorstellen. Da uns, wie ihr wisst, viel an Diversität liegt, haben wir dafür befreundete Blogger gefragt, ob sie nicht ebenfalls über ihre liebsten (Kinder-)Bücher für uns schreiben wollen und wir freuen uns, euch nun jeden Monat ein weiteres Buch vorstellen zu dürfen und sind gespannt, welche Bücher ihr so in der Kindheit gelesen habt. Dabei muss es sich nicht unbedingt um Kinder- oder Jugendbücher handeln, sie sollten jedoch kindgerecht sein. Schreibt uns gern eure Meinung in die Kommentare oder teilt unter dem Hashtag #KindheitinSeiten eure Erfahrungen und Meinungen. Am Ende hoffen wir so, eine kleine, feine Sammlung an Büchern zusammengestellt zu haben, quasi eine Bibliothek unserer Kindheit.
Jules Vernes: 20.000 Meilen unter den Meeren
Den Anfang machen wir direkt selbst, beziehungsweise ich, und möchte im Zuge dessen Jules Vernes „20.000 Meilen unter den Meeren” als mein liebstes Buch aus der Kindheit vorstellen. Den Namen hat wahrscheinlich jeder schon mal gehört, da das Buch ja eigentlich schon zu den Klassikern zählt. Aber vielleicht haben es nicht alle gelesen, geschweige denn wissen, worum es in dem Roman eigentlich geht. Ich gebe zu, dass ich es selbst nahezu vergessen habe, das Buch aber einen tiefen Eindruck bei mir hinterlassen hat, dass ich immer wusste, dass es mein liebstes Buch aus Kindheit und Jugend war. Ich lese Bücher eigentlich nie ein zweites Mal, aber für diese Reihe habe ich mich im Dezember zurück unter die Meere gewagt.
Eine Gruppe von Wissenschaftlern und Ingenieuren gelangt unversehens an Bord des gigantischen U-Bootes »Nautlius« und in die Obhut von Kapitän Nemo. Gemeinsam unterqueren sie die Weltmeere und erleben spektakuläre Abenteuer, sie besuchen sogar das untergegangene Atlantis. Die Gäste sind fasziniert, doch bald spüren sie, dass sie Gefangene ihres rätselhaften Kapitäns sind. Wer ist Nemo wirklich? Und wie gelingt ihnen die Flucht von diesem mysteriösen Schiff? Der Roman »20.000 Meilen unter den Meeren« ist ein Meisterwerk aus der fantastischen Welt des Jules Verne.
Auszug aus dem Klappentext
Eigentlich ist dieser Klappentext schon eine perfekte Inhaltsangabe, wenn man der Geschichte nicht (noch) mehr vorweg nehmen möchte. Der Roman begleitet den französischen Wissenschaftler und Meeresbiologen Pierre Annorax Mitte des 19. Jahrhunderts. Mehrere Schiffsunglücke auf hoher See versetzen die Welt außer Atem, die von einem bisher unbekannten, riesigem Meeresungeheuer ausgeht, welches für die Unglücke verantwortlich sei. Annorax wird zusammen mit seinem Diener auf die Abraham Lincoln, einem amerikanischen Schiff, eingeladen, das Ungeheuer zu verfolgen und in Folge dessen zu studieren. Der Professor geht von einem gigantischen Narwal aus, der für die Unfälle mit seinem spitzen Horn verantwortlich ist. Zumindest bis, ja bis er, sein Diener und der Harpunist Ned Land während der Verfolgungsjagd auf dem Meer über Bord gehen und sich auf einer metallenen Insel gerettet finden. Schnell erfahren sie, dass sie sich auf, beziehungsweise später in, der Nautilus befinden, dem größten und modernsten U-Boot seiner Zeit, dass seine Mannschaft versorgen kann, ohne an Land gehen zu müssen. Kapitän Nemo hat genug von der Menschheit, weshalb er es sich zum Ziel gesetzt hat, von dieser zu verschwinden. Niemandem außerhalb der Nautilus ist deren Existenz bekannt und das soll auch so bleiben, weshalb die drei Schiffsbrüchigen zu Nemos Gefangenen werden, jedoch unter sehr lockeren Auflagen und mit der Erlaubnis, sich frei an Schiff zu bewegen. Nur an Land dürfen sie nie wieder zurück.
Der Traum von der Tiefe
Was ich immer mit „20.000 Meilen unter den Meeren” verbunden habe, ist wohl der gleiche Wunsch, den Kapitän Nemo hat, einfach unter dem Meer zu verschwinden. Das klingt wahrscheinlich dramatischer, als es eigentlich ist. Da liegt keine schwere Kindheit dahinter, nur in kindlichen Fantasien stellt man sich ja ebenso oft das Fliegen vor. Doch hatte ich schon immer Höhenangst, bin deswegen jahrelang nie geflogen und die Vorstellung, komplett ohne Flugkörper um mich herum am Himmel zu fliegen wie ein Vogel löst schon Panik in mir aus. Das Meer ist zwar genauso gruselig, dunkel, stürmisch und unbekannt, aber in einem gigantischen U-Boot, fern ab von allen Verantwortungen und ausgestattet mit einer riesigen Bibliothek, das lässt sich aushalten. Und noch immer wäre ich gern Passagier eines solchen U-Bootes. Vielleicht nicht ganz so extrem wie Kapitän Nemo und mehr als Ferienziel statt festen Wohnort, aber zwischendurch einfach eine Auszeit von allem nehmen und sich nur auf sich selbst (und ein gutes Buch) konzentrieren. Wie gut, dass man in Bücher mindestens genauso gut abtauchen kann wie in Meere, also tut es ein gutes Buch von Zeit zu Zeit auf einer gemütlichen Couch oder einem kuscheligen Bett auch.
Das Unentdeckte entdecken
Höchstwahrscheinlich fand ich als Kind auch die Entdeckungsfahrt der Abraham Lincoln sowie der Nautilus hoch interessant. Als Kind war mein Wissensstand wahrscheinlich nicht unmittelbar weiter als im 19. Jahrhundert. Einiges kam mir beim erneuten Lesen nun relativ normal und alltäglich vor, abseits natürlich der fantasievollen Erzählungen wie beispielsweise von Atlantis. Dennoch wurde meine kindliche Neugierde und Interesse am Meer deutlich gestillt.
Tatsächlich habe ich nun mit diesem Artikel aber auch nochmal etwas Neues kennengelernt und der Geschichte abgewonnen, nämlich der Gegensatz Natur gegen Technik. Mit seiner Nautilus beweisen Jules Verne als auch Nemo, dass mit Technik theoretisch alles möglich ist, jedoch aber auch viele negative Ausmaße haben kann. Alles ist eine Frage des Umgangs und der Verantwortung und birgt demnach auch viele Gefahren.
Viel mehr kann ich und lässt sich vielleicht nicht über Jules Vernes „20.000 Meilen unter den Meeren” sagen, aber auch nach einem zweiten Lesen im Erwachsenenalter kann ich froh sein, dass ich dieses Buch als Kind gelesen habe. Es hat vielleicht nicht den höchsten pädagogischen Wert, die tiefste Message, aber es ist ein semi-realistisches Abenteuer in einer Welt, in die ich zu gern nur selbst abtauchen würde.
Das habe ich als Kind auch gerne gelesen, generell mochte ich alles von Verne, in denen Reisen beschrieben wurden. “Reise um die Erde in 80 Tagen” ist da noch das bekannteste, “Die Kinder des Kapitän Grant” mochte ich ebenso. In der langen Liste seiner Romane sind mir leider mehr Werke unbekannt als bekannt. Es eignet sich glaube ich nichts so gut für die kindliche Fantasie, wie ein Reiseroman in halbwegs realistische (und somit leicht vorstellbare) Gegenden, gepaart mit ein wenig Fantasy, Sci-Fi und Abenteuer.