Im Interview: Vier queere, kreative Frauen zum Pride Month 2020

Caroline Valdenaire, Podcasterin

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– Stell dich doch bitte vor! Wer bist du, was ist dein Bezug zu LGBT+ und was machst du?

Sich selbst vorzustellen, ist immer etwas unangenehm, aber versuchen wir es: Hi, ich bin Caro. 35 Jahre alt und neuerdings Podcasterin. Mein Leben lang habe ich mich durch die Heteronormativität in die Rolle der quasi-heterosexuellen Frau gezwängt. Erst 2019 habe ich erkannt, dass mich dieses Leben nicht glücklich macht und ich eigentlich schon seit meiner Kindheit lesbisch bin. In meinem Vollzeitjob arbeite ich offen geouted und habe mich nun dazu entschlossen, zumindest privat von meinem Werdegang und den Hürden zum späten Outing als Late Bloomer Lesbian zu erzählen. Das mache ich seit Beginn des Pride Month 2020 bei meinem Blogcast Queerantine. Blogcast, da man die Beiträge sowohl lesen als auch im Audioformat anhören kann.

– Inwiefern findet sich LGBT+ in deiner Arbeit wieder? Legst du besonderen Wert auf Diversität, thematisierst du Erfahrungen? Wie nutzt du deine Stimme?

Nun, in meinem Blogcast geht es primär um meine Erfahrungen und Berührungspunkte mit der LGBTQIA+ Szene. Ich erzähle davon, warum mein Outing so lange auf sich warten ließ, welche Medien und Erlebnisse mich eigentlich schon viel früher hätten aufhorchen lassen sollen und natürlich wie es ist, wenn man nach 33 Jahren mit Männern auf einmal mit einer Frau zusammen ist. Letztendlich möchte ich mit meinem Projekt Menschen erreichen, die sich vielleicht selbst gerade in der Findungsphase befinden oder sich gerne zum Thema informieren wollen. Meine Stimme nutze ich dafür, um auf dieses Thema aufmerksam zu machen, das unerwarteterweise bei Frauen meines Alters nicht ungewöhnlich ist.

– Hast du schon immer LGBT+ in deiner Arbeit thematisiert? Falls nicht, was war der Auslöser, diese Thematik mit einfließen zu lassen?

Bisher habe ich vor allem meinen Twitterfeed mit LGBTQIA+-Themen geflutet, mich aber noch nie innerhalb eines eigenständigen Projektes dazu geäußert. Auslöser für die Idee war ein Interview zum Thema „queere Kindheit“, in welchem ich meinen Werdegang bereits andeutete, aber danach fühlte, dass es hier durchaus mehr zu sagen gibt. Entsprechend schien mir ein Blogcast perfekt dafür, eben jene Idee umzusetzen.

– Hast du aufgrund deiner Arbeit und Stimme für die Szene negative Erfahrungen machen müssen? Wenn ja, wie gehst du damit um?

Mein Projekt läuft bisher ja noch nicht so lange – die Reichweite ist also noch überschaubar. Bisher gab es auch nur sehr positives Feedback, was mich natürlich sehr freut. Gleichzeitig weiß ich aber, dass ein Projekt dieser Art früher oder später auch negative Erfahrungen mit sich bringen wird. Wie ich dann damit umgehe, werde ich wohl abwarten müssen.

– Aktuell befinden wir uns im Juni, dem jährlichen Pride Month. Hat der Pride Month und seine Gesichte eine Bedeutung für dich? Hältst du ihn für wichtig für die Szene? Viele lehnen den Pride Month ja mittlerweile ab, da er von Firmen instrumentalisiert wird.

Ich erinnere mich noch sehr gut an meine erste Pride Parade, die ich damals mit meinem Partner besucht habe. Entsprechend verknüpfe ich sehr viele positive Erinnerungen damit, da ich mich dort erstmals nicht wie ein Fremdkörper, sondern sehr wohl gefühlt habe. Die Kommerzialisierung wiederum finde ich sehr befremdlich. Wenn Unternehmen für rund 4 Wochen ein regenbogenfarbenes Logo in ihre Social Media Profile werfen, sind sie nicht automatisch die Guten. Dazu gehört mehr. Engagement über das ganze Jahr und nicht nur zufällig dann, wenn es sich am Besten verkauft. Letzten Endes ist der Pride Month zumindest für mich eine Errungenschaft der LGBTQIA+-Szene, die sie sich hart erarbeitet und verdient hat.

Queerantine Logo
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